Die Angst des Stierkämpfers vor der Spitze des Horns

Es geht nicht nur um den Stierkampf, sondern es geht mehr um den Charakter eines jungen Mannes, des Helden dieses Romans: Pedro de Benalup de Sidonia. Ein Name, der vom Autor bewusst ausgesucht wurde. Ist doch der Name des Dorfes Benalup ein in Spanien bekanntes Wort des Aufstandes gegen Unterdrückung, Untertanengeist und Haziendas.

Wenn Sie die Psyche dieses Stierkämpfers kennen gelernt haben, werden Sie feststellen, dass der Charakter dieses Pedro de Benalup ein Spiegelbild der spanischen Seele ist, ein Repräsentant einer Zeit, in der Spanien noch ganz anders war als heute:

Autoritär vom König oder später von einem Diktator regiert, die Menschen gehorsam und ängstlich, Großgrundbesitzer mit bis zu 100000 Hektar, dagegen die Armut der Tagelöhner und die Knochenarbeit der Bergarbeiter.

Dafür hat Bernd Kessens die Szene Stierkampf herausgegriffen.

Der Stierkampf war und ist für viele Spanier noch immer das, was für die Schwarzen in den USA das Boxen ist. Für die Schwarzen die Möglichkeit, soziale Anerkennung zu gewinnen und sich frei zu machen von dem Gefühl der Minderwertigkeit. Für den Spanier ist der Stierkampf die Möglichkeit, gegen das zu revoltieren, was ihn unterdrückt: Macht und Herrschaft, und nicht nur die staatliche Macht, nicht nur die Macht des Hazienderos und des Arbeitgebers in den Minen, sondern auch die Macht in den Städten und Dörfern bis in die Familie hinein, bis hin zur Macht des Vaters.


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Dr. Andreas Krumbein, 24. August 2003