parar, templar y mandar 4
Die drei Grundlagen, auf denen die Arbeit mit der Muleta - und jegliches Stierkämpfen - beruht sind: parar (ruhig stehen), templar (ausgleichen) und mandar (beherrschen).Ruhig stehen heißt nicht einfach nur still dastehen, wenn man den Stier zum Angriff reizt. Ruhig stehen heißt, den eigenen Boden in keinem der drei Momente, die zu einer vollständigen Figur gehören, zu verbessern, also weder beim Reizen, noch beim Zusammentreffen und auch nicht dann, wenn man die Figur beendet. Ruhig stehen bedeutet, vom eigenen Boden keine Zugeständnisse zu machen, auch wenn der Stier mehrere Male vorbeiläuft, und selbst, wenn es sich um eine abgeschlossene Figur handelt. Diesen statischen Begriff des Stierkämpfens verdankt man Juan Belmonte. Da es ihm an den notwendigen Kräften in den Beinen fehlte, blieb ihm nichts anderes übrig, als die ihm auferlegte Unbeweglichkeit, durch einen starken, geistesgegenwärtigen und beherrschenden Kampf mit den Armen auszugleichen. Von diesem Umstand läßt sich das ganze moderne Stierkämpfen ableiten.
Ausgleichen heißt hier, den heftigen Angriff eines Stieres auf den Rythmus abzustimmen, in dem der Torero mit der Muleta oder dem Mantel arbeiten will.
Es geht darum, eine vollkommene Entsprechung zwischen der Bewegung der Muleta und der Bewegung des Stieres zu erreichen und während einer ganzen Figur beizubehalten. Dazu muß man den Lauf des Tieres, sobald es zum Angriff losstürzt, anfachen oder bremsen. Man muß den Stier mit der Muleta geschmeidig lenken und ihn immer in der gleichen Entfernung halten, bis zum Ende der Figur.Beherrschen schließlich heißt, den Stier zum Verfolgen eines bestimmten Weges zu zwingen. In jedem Augenblick muß das Tier vom Willen des Kämpfers abhängig sein.
Diese drei Grundlagen finden ihre Ergänzung in der Fähigkeit, die einzelnen Figuren richtig zu beenden und miteinander zu verbinden. Bei der Arbeit mit der Muleta dürfen die verschiedenen Figuren nicht voneinander getrennt sein. Sie müssen vielmehr miteinander verbunden und verflochten werden. Um diese Verkettung zu erreichen, muß man den Stier nach jeder Figur so lenken, daß er sich in der entsprechenden Lage, also wieder an einer bestimmten Stelle befindet, um eine neue Figur zu ermöglichen, ohne den jeweiligen Standort verbessern oder verändern zu müssen.
Dr. Andreas Krumbein,
26. Feb. 2003